Wissen Sie, was ein Oxymoron ist? Nun, vielleicht kennen Sie den Fachbegriff nicht, aber Oxymora (oder ihre Sonderform der Contradictio in adiecto) werden Ihnen zweifelsohne bereits irgendwann und irgendwo einmal begegnet sein. Vom Grundsatz her handelt es sich dabei um Begrifflichkeiten oder Begriffskombinationen, die in sich widersprüchlich sind. Schöne Beispiele sind etwa das „beredte Schweigen“ der „erdrutschartige Sieg“, „Eile mit Weile“, das „offene Geheimnis“, der „stille Schrei“, die „Ausnahmeregel“ oder der „Gefrierbrand“.
Wikipedia sagt dazu: „Ein Oxymoron (Plural Oxymora; griechisch ὀξύμωρος, aus oxys ‚scharf(sinnig)‘ und moros ‚dumm‘) ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. Häufig werden Oxymora in Form von Zwillingsformeln geprägt. Einzelne Wörter, Begriffe und selbst ein oder mehrere ganze Sätze können ein Oxymoron bilden. Das Stilmittel wird verwendet, um beispielsweise dramatische Steigerungseffekte zu erreichen oder kaum Auszudrückendes oder gar Unsagbares in ein Gegensatzpaar zu zwingen und dadurch zum Ausdruck zu bringen.“
Wenn ein Oxymoron ein Stilmittel ist, dann ist es folglich nicht vom Himmel gefallen, sondern es hat sich irgendjemand aus irgendeinem Grund ausgedacht.
Nun gibt es Oxymora, die wir immer wieder hören, zuweilen aber nicht unmittelbar als solche erkennen und die deshalb besonders interessant sein können. Nehmen wir etwa den Begriff der „Gewinnwarnung“. Warum, fragt man sich, muss man vor einem Gewinn warnen? Ein Gewinn ist doch was Feines. Müsste es denn nicht „Verlustwarnung“ heißen? Ne, denn ein Unternehmen, das eine Gewinnwarnung herausgibt, muss zum Zeitpunkt der Meldung nicht notwendigerweise einen Verlust gemacht haben. Zumeist ist einfach der eventuell durchaus erfreuliche Gewinn nicht so hoch, wie das Unternehmen es zum Zeitpunkt X in der Vergangenheit angenommen und hoffnungsfroh in Form einer mehr oder weniger virtuellen Zahl verkündet hat. Ob die Gewinnprognose damals realistisch war, interessiert die Gewinnwarnung nicht. Es ist einfach nicht so viel hängen geblieben wie angenommen. Hätte das Unternehmen überhaupt keine Prognose abgegeben oder abgeben müssen, müsste es auch keine Gewinnwarnung abgeben, sondern könnte sich einfach über den tatsächlich erzielten Gewinn freuen. Auch wenn er vielleicht ein wenig kleiner ausgefallen ist, als im Vorjahr. So wird das eigentlich positive Zeichen „Gewinn“, durch die Kombination mit „Warnung“ zu einem negativen Zeichen, ohne dass notwendigerweise tatsächlich etwas Schlimmes passiert sein muss. Merkwürdiges Wort. Warum denkt sich jemand sowas aus? Scheint irgendwie einer „virtuellen Realität“ entsprungen. Auch ein Oxymoron übrigens.
Begegnen Ihnen in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld ebenfalls Oxymora? Tatsächliche oder solche, die Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen dafür halten? Als Kunde des ein oder anderen Unternehmens könnten man etwa „Kundenzufriedenheit“ zuweilen für ein Oxymoron halten.